Skulptur eines Mönches am Pilgerweg

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Pilgern auf den Spuren der Vorfahren

Die Skulptur eines Mönches weist auf den Pilgerweg, der 2010 den Anschluss an den europäischen Jakobs- weg erfuhr.

Seit Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“, ist Pilgern wieder populär geworden. Den Alltag hinter sich lassen, sich mit der Frage nach der Bedeutung von Gott befassen und eintauchen in die Wahrnehmung dessen, was da ist: Man selbst als Teil der Natur und ihrer Gesetze im Hier und Jetzt ohne an Morgen oder Gestern zu denken: Das können Motive oder Folgen beim Pilgern sein. Über die Insel pilgerten schon vor 800 Jahren Menschen, die zwischen Skandinavien und Rom zu den heiligen Stätten unterwegs waren. Ausgrabungen und Funde von Ausrüstungsgegenständen belegen das. Die Deutsche Jakobus Gesellschaft e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die einstigen Pilgerwege ausfindig zu machen und sie auszuweisen.

 

 

 

 

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 Ob Sie im traditionellen Gewand mit einem breitrandigen Pilgerhut mit der Jakobsmuschel als Erkennungszeichen und einem Pilgerstab oder in zeitgemäßer Kleidung gehen, spielt dabei keine Rolle.

Den ursprünglichen Pilgerweg über Fehmarn zu finden, war nicht leicht. Das Reisen zu Fuß vor 800 Jahren gestaltete sich wesentlich anders als heute. Es gab weder Kompass noch Landkarten, die wenigsten konnten lesen, Brücken über Flüsse waren nicht gebaut, Sumpf- und Waldgebiete mussten gemieden werden. Die Pilger orientierten sich vermutlich am Küstenverlauf in Sichtweite, an Bach- oder Flussläufen, einem natürlichen Höhenweg sowie Megalithgräbern oder später an Kirchen. Außerdem hatten wahrscheinlich historische Ereignisse Einfluss auf den Verlauf der Pilgerwege und sie entsprechend verändert.
Die mit der Verkoppelung, offiziell ab 1770, einhergehende Privatisierung von Land und deren Schutz durch Knicks, die Verbreiterung der Wege zu Zeiten Napoleons, da im Schlamm stecken gebliebene Fuhrwerke die nachrückenden Truppen aufhielten, der Bau der Eisenbahnlinie am Ende des 19. Jahrhunderts sowie die Flurbereinigung ab Mitte der 1960er Jahre, waren wohl die entscheidenden.

Peter und Paul Kapelle

Einer Sage nach soll Ansgar, der „Apostel des Nordens“, auf dem Weg von Schleswig nach Schweden von fehmarnschen Seeräubern überfallen worden, ihnen sein Gut überlassen haben und geflohen sein. Anschließend soll er auf der Insel die christliche Lehre verbreitet sowie eine Kapelle bei Puttgarden zu Ehren der Apostel Petrus und Paulus errichtet haben. Ansgar wurde 864 Erzbischof von Hamburg-Bremen.
Wahrscheinlicher sind historisch belegte Daten. Die Peter und Paul Kapelle wird 1198 erstmals erwähnt und soll von Dänenkönig Knut VI. kurz nach 1192 errichtet worden sein auf Bitten von Papst Zölestin III., für sichere Schiffswege der skandinavischen Pilger nach den heiligen Stätten der Christenheit zu sorgen.
Bis zur Reformation 1542 war die Kapelle wohl Wallfahrtsort, in dem nach geglückter Überfahrt des Fehmarnbelts, die drei Stunden und länger dauern konnte, ein Dankopfer in den eichenen Opferstock gegeben wurde. Dieser eichene Opferstock befindet sich heute in der St. Jürgen Kapelle in Burg, die am Pilgerweg liegt. Ob es Pilger gab, die den früher öfter vereisten Fehmarnbelt zu Fuß überquerten, bleibt Spekulation.

Der genaue Ort der Kapelle kann nicht mehr rekonstruiert werden. Ihr Ende fand sie wahrscheinlich nachdem bei einem Hochwasser die Fundamente unterspült wurden und sie daraufhin später einstürzte. Die Vermutung liegt nahe, dass der Standort direkt an dem heutigen asphaltierten Wirtschaftsweg vom Ortsteil Puttgarden in Höhe der Straßenbiegung ist, wo der Wassergraben von Mattiasfelde kommend die Straße überquert und Richtung Pumpwerk führt. Im Volksmund wird das dortige Grundstück auch „Gold Kuhl“ oder „Kapellenkuhl“ genannt. Bestätigt wird dieser vermutete Standort auch durch die benachbarten Flurstückbezeichnungen „Landwiese“, Blankenwisch und ein Weggrundstück das mitten in einer Feuchtwiese endet und vermutlich der ehemalige Zugang zum Schiffsanleger war. Die Küstenlinie verlief vor der großen Sturmflut von 1872 noch anders, danach wurde sie im Zuge der Deichbaumaßnahmen begradigt. Von der Fährstelle ging ein alter Bohlenweg über die Wiesen bis nach Johannisberg.

Heutiger Pilgerweg

Der Pilgerweg beginnt heute am Bahnhof in Puttgarden. Für Radfahrer und Fußgänger ist der Weg teilweise unterschiedlich ausgeschildert. Zuerst führt er zum vermuteten Standort der Peter und Paul Kapelle, von da aus den Straßen bis zum Johannisberg folgend, weiter den so genannten Gottesweg bis nach Todendorf. Die Radfahrer werden über Bannesdorf, Klausdorf und Gahlendorf (der Mönchsweg-Route folgend) nach Burg gelenkt, die Fußgänger nehmen einen kürzeren Weg parallel zur E 47, sie überquerend und von Niendorf nach Burg gehend. In Burg treffen beide Wege wieder zusammen. Dabei kommen die Pilger an der St. Jürgen Kapelle und dem Feuerwehrhaus vorbei. Hier gab es ein Heiligen-Geist-Hospital, in dem Pilger gepflegt werden konnten. Nächste Station ist die St. Nikolai Kirche. Über das alte Gleisbett, heute befestigter Sandweg für Fußgänger und Radfahrer, führt der Weg nach Burgstaaken zum Deich, über den Deich nach Wulfen und von dort nach Fehmarnsund, dem Übergangsort zum Festland.
Der Weg wurde 2010 offiziell mit Beschilderung, dem Zeichen der gelben Jakobsmuschel, eröffnet und schließt seitdem die Lücke des „Via Scandinavica“. Er verläuft weiter über Kloster Cismar bis nach Lübeck.

Infomaterial
Zu dem Pilgerweg in Norddeutschland gibt es neben einer ausführlichen Wegbeschreibung auch fünf Faltblätter, die den Weg in Kurzform vorstellen. Ein weiteres Faltblatt gibt Auskunft über die Pilgerherbergen entlang des Weges und wo man den Pilgerstempel bekommt. Die Materialien erhält man unter der Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder bei der deutschen Jakobsgesellschaft unter www.pilgern-in-norddeutschland.de.

 

Auszug aus dem Buch "Unterwegs auf Fehmarn" von Claudia Czellnik, erschienen in der Edition Limosa ISBN 9783860376270

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