Kirchenmusiker Johannes Schlage

Oratorium 100 0001 SchlageEnde April 2021 verabschiedete sich Kirchenmusikdirektor Johannes Schlage in den Ruhestand. Der Kirchenmusikdirektor wirkte über 34 Jahre als Kirchenmusiker an St. Nikolai auf Fehmarn.

Dazu der Text eines Artikel aus dem Fehmarnschen Tageblatt vom 7. April 2021 von Simone Walper:

Schon als Johannes Schlage ein kleiner Junge war, war sein Leben von Musik geprägt. Er wuchs in einem musikalischen Pastorenhaushalt in Baden-Württemberg auf – der Vater war Pastor, die Mutter Gemeindediakonin. Schon früh drückte ihm der Vater, der selbst Geige spielte, eine Blockflöte in die Hand, und als Jugendlicher brachte sich Schlage dann selbst das Gitarrenspiel bei. Darüber hinaus hatte er Klavierunterricht und spielte zwölf Jahre lang auch Cello. „Als Jugendlicher habe ich angefangen, mich für die Orgel zu interessieren, und da ich als Pastorensohn immer Zugang zur Kirchenorgel hatte, habe ich mir selbst das Spielen beigebracht“, glänzen dem 65-Jährigen die Augen, wenn er von der Orgel spricht. „Meinen ersten Orgelunterricht hatte ich allerdings erst mit 22 Jahren im Studium“, verrät er im Gespräch mit dem FT.

Die Liebe zur Musik brachte ihn zum Studium der Schulmusik mit Hauptfach Klavier und schließlich zum Studium der Kirchenmusik an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg. Im Anschluss habe er seine erste Stelle an der Christuskirche in Mannheim angetreten, die auf zwei Jahre befristet gewesen sei, erinnert er sich. Danach bekam er eine Kirchenmusikerstelle im Frankfurter Stadtteil Griesheim, zu welcher er viermal pro Woche 70 Kilometer hin- und 70 Kilometer wieder zurückfuhr. Das habe ihn nach der Geburt der ersten Tochter Ende 1986 dazu bewogen, sich eine familienfreundlichere Stelle zu suchen. Gemeinsam mit seiner Frau habe er sich daraufhin nach einem Ort umgesehen, an dem „es schön ist und man mit Kindern gut leben kann. Und das war Fehmarn“, lacht der dreifache Vater, der sich bei seiner Bewerbung auf die Kirchenmusikerstelle gegen knapp 30 weitere Bewerber durchsetzen konnte. 

1995 begann der Kantor und Organist neben seinem Hauptamt seine ehrenamtliche Tätigkeit als Beauftragter für Kirchenmusik im Kirchenkreis Oldenburg. Nach der Fusion zur Nordkirche gab es diesbezüglich Veränderungen. Und so kam es, dass Johannes Schlage 2010 eine halbe Stelle als Kreiskantor übernahm, um als fachlicher Berater unter anderem für die Pröpste und Pastoren „für den richtigen Ton zu sorgen“ oder um bei der Ausbildung des kirchenmusikalischen Nachwuchses mitzuwirken, lächelt er. Daraufhin wurde seine volle Stelle an Sankt Nikolai auf 50 Prozent reduziert. Die zweite halbe Stelle wurde im Sommer 2011 mit Kirchenmusikerin Maren Wassermann besetzt.

Seit 2014 Kirchenmusikdirektor

Die zwei halben Stellen seien eine gute Lösung für die Kirchengemeinde gewesen, ist der Kantor, der 2014 von der Nordkirche zum Kirchenmusikdirektor ernannt wurde, froh und fährt fort, dass man sich gut ergänzt habe und „es war praktisch, dass wir uns immer gegenseitig vertreten konnten.“

Besonders die Arbeit mit den einzelnen Chören, wie dem Gospelchor und der Kantorei, habe ihm immer viel Freude bereitet, blickt Schlage dankbar, aber auch ein bisschen wehmütig auf die vergangenen Jahre zurück. Aber auch die Vorbereitung und Durchführung der Orgelkonzerte lagen ihm sehr am Herzen. Damit hat er schließlich nicht nur den Einheimischen, sondern auch vielen Gästen musikalischen Genuss beschert. Nicht zu vergessen, die musikalische Gestaltung der Gottesdienste. Highlights seien für ihn auch die Projekte mit anderen Chören gewesen.

An seinen ersten Arbeitstag auf Fehmarn 1987 kann sich Johannes Schlage noch ganz genau erinnern. Am 1. Juli sei er morgens mit dem Zug in Burg angekommen und habe mittags um 13.30 Uhr als erste Amtshandlung die Trauerfeier für die Ehefrau des Sparkassendirektors Lambert Grimm musikalisch begleitet.

Und nach fast 34 Jahren als Kirchenmusiker an Sankt Nikolai resümiert er: „Ich würde es nochmal so machen“, freut sich aber jetzt auf die Zeit, in der er nicht mehr selbst den Gottesdienst mitgestaltet, sondern teilnehmen, sich zurücklehnen und genießen kann. „Schließlich habe ich fast 50 Jahre lang an Gottesdiensten mitgewirkt“, breche jetzt eine andere Zeit an.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das kirchliche Leben hätten zu einer Verlagerung seiner Arbeit geführt, und es sei zunächst eine Herausforderung gewesen, die Technik für die digitalen Gottesdienste zu nutzen, gibt der Kirchenmusikdirektor seine anfängliche Skepsis unumwunden zu und ergänzt, dass er die Möglichkeiten jetzt als Geschenk sehe. Dennoch empfindet Johannes Schlage den Übergang von seinem aktiven Arbeitsleben in den Ruhestand, den aktuellen Bedingungen geschuldet, als seichten Übergang. Auf die Frage, wie er sich denn seinen Ruhestand, der am 1. Mai beginnt, vorstellt, kommt prompt die Antwort: „Auch da wird die Musik im Mittelpunkt stehen.“ Aber gern werde er sich auch mehr seinem Grundstück mit großem Garten in Neujellingsdorf widmen, als es bisher der Fall war.

Pastorin Bettina Axt blickt mit großem Respekt auf das Werk, das Johannes Schlage hinterlässt. „Was ich immer gespürt habe, dass es ihm um die Musik geht, um die Menschen, die musizieren, und um die, die zuhören“, ist sie dankbar für die Zusammenarbeit und betont, dass der Voll- blutmusiker neben seiner engagierten Arbeit als Kantor und Organist sich auch als Orgellehrer und Ausbilder hervorgetan habe sowie ehrenamtlich jahrelang im Kirchengemeinderat aktiv gewesen sei und auch Feste und Veranstaltungen sowie Urlaubsprogramme all die Jahre mit großer Geduld und Ruhe mitbegleitet habe.

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