Unter dem Dach des Burger Rathauses lagern Dokumente aus Jahrhunderten
Hoch oben im Burger Rathaus befindet sich eine wahre Schatzkammer: das Stadtarchiv. Es ist das verwinkelte Reich von Archivleiter Heinz Voderberg († 09.01.2021) und seinen Kollegen Elisabeth Frohberg, Jörn Bahrs und Hans Wilken. Das Team setzt sich unermüdlich und ehrenamtlich für die Bewahrung und Archivierung unzähliger wertvoller Dokumente zur Stadt- und Inselgeschichte ein. Auf 621 Regalmetern sind Verwaltungsakten aus dem 17. Jahrhundert bis in die Neuzeit, Amtsbücher, Schenkungen, Nachlässe, Depositen, Karten, Fotos, Filme, Bücher, Zeitungen und weitere Sammlungen archiviert. Das älteste Dokument ist das Fragement eines Stadtbuches aus dem Jahr 1372.
Über 180 Jahre Archivgeschichte
Die Wurzeln des Stadtarchivs reichen zurück ins Jahr 1833: erstmals wurde eine Ordnung für die Aufbewahrung der vorhandenen Dokumente geschaffen. Beim Bau des Rathauses 1901 wurde ein feuersicherer Raum unter dem Dach zur Verfügung gestellt. Heute breitet sich das Archiv über das gesamte Dachgeschoss des Burger Rathauses mit seinen Türmchen und Dachstühlen aus.
Eine der Pionierinnen der Archivarbeit in Burg war Helene Höhnk. Anfang des 20. Jahrhunderts erstellte die Archivarin und Schriftstellerin das sogenannte „Dänische Archiv“ und verfasste dazu 1908 ein Findbuch.
Entscheidend prägte Stadtarchivar Georg Laage das Archiv, das er lange Jahre, von 1929 bis 1993, führte. Er legte eine überschaubare Struktur an, die eine optimale Nutzung ermöglicht. Anschließend übernahm der Stadtbeamte Georg Liesenberg die Aufgabe bis zum Jahr 2000. Sein Nachfolger Karl-Wilhelm Klahn ist bekannt aus vielen heimatkundlichen Veröffentlichungen. Der Bundesbahnbeamte führte das Archiv bis 2009. In der Zwischenzeit fand 2003 die Fusion der Inselgemeinden statt, und das Archiv erhielt die offizielle Bezeichnung „Stadtarchiv Fehmarn“.
AIDA erobert das Archiv
2003 kam auch der langjährige, leider im Januar 2021 verstorbene Archivleiter Heinz Voderberg in das Team. Der frühere Polizeibeamte war vornehmlich mit der Einrichtung des „Amtsarchivs“ betraut. Da begann im Stadtarchiv das elektronische Zeitalter: Die Software AIDA revolutionierte die Arbeit. Mit einer Gesetzesnovelle 2007 wurde das Archiv zuständig für umfangreiche Personalakten. 2009 übernahm Voderberg die Leitung des Archivs, zunächst mit zwei, später drei Helfern. Es galt, den Renovierungsstau abzubauen und die Einrichtung zeitgemäß herzurichten. Fotoarbeiten nahmen einen breiten Raum ein, immer mehr auch digitale Dokumente. 2012 wurde im Archiv eine neue Bestandsübersicht erstellt.
2011 wurden neun historische Bücherschätze des Stadtarchivs vor dem Zerfall gerettet und mit Landesmitteln restauriert, darunter Quellen aus Fehmarns dänischer Zeit und Aufzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert.
Natürlich wuchs das Archiv stetig weiter. So wurde ab 2011 ein Schularchiv aufgebaut. Dort wurden, mit Unterstützung des ehemaligen Landkirchener Schulleiters Hans-Christian Schramm, zeitgeschichtliche Dokumente aus den Inselschulen erhalten – bis zu 35 waren es einst. Bereits 1963 hatte Stadtarchivar Georg Laage Informationen über Lehrer und Schulen auf der Insel vorgelegt, die bis ins Jahr 1654 zurückreichen.
Digitaler Zuwachs
2012 erhielt das Archiv digitalen Zuwachs: Gordon Lindhorst, Jurist aus Schottland mit Vorfahren von der Insel, sponserte die Digitalisierung der „Fehmarnschen Wochenblätter“ aus den Jahren 1858 bis 1883. Die Ausgaben ab 1884 hatte das Stadtarchiv schon im Bestand.
2016 wurde ein historischer Dokumentarfilm vom 17. Juni 1981 über die Einweihung der Gedenkstätte Deutscher Osten im Burger Stadtpark für die Nachwelt erhalten und digitalisiert.
Für die Öffentlichkeit zugänglich ist das Stadtarchiv dienstags zwischen 14 und 17 Uhr.